Interview mit Katharina Lüdemann-Schunk

Interview mit Katharina Lüdemann-Schunk, Fachberaterin für Betriebliches Gesundheitsmanagement

Sie arbeiten im Bereich Betriebliches Gesundheitsmanagement. Was hat das mit Bürohunden zu tun?

Regelmäßige Bewegung und Maßnahmen zur Stressreduktion sind die Grundpfeiler für gesundes Arbeiten. Viele Maßnahmen kosten das Unternehmen viel Zeit und Geld, da oft Spezialisten eingekauft werden. Natürlich kann ein Hund keine Rückenschulung machen und auch keinen Therapeuten ersetzen, aber die Anwesenheit des Hundes und das artgerechte Kümmern sorgen dafür, dass automatisch gesündere Strukturen im Unternehmen eingeführt werden. Experten raten zum Beispiel, den Arbeitsplatz mittags für einen kleinen Spaziergang zu verlassen, was durch einen kleinen Hundespaziergang automatisch passiert. Zudem fördert die Anwesenheit des Hundes ein positives Arbeitsklima. Arbeiten die Mitarbeiter ruhig und in guter Stimmung, geht es auch dem Hund gut. Zudem fördert die Anwesenheit eines Hundes die Ausschüttung des Hormons Oxytocin, welches die Stresshormone Insulin und Cortisol „in Schach“ hält und wiederum für ein gutes „Büroklima“ sorgt.

Welche gesundheitlichen Effekte haben Hunde im Büro? Können davon auch Kollegen oder das Team profitieren?

Von Hildegard von Bingen ist folgender Satz überliefert: „Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund.“ Dieses belegen inzwischen auch einige moderne Studien. Der Hund hat auf die Seele des Menschen einen ungeheuer positiven Effekt, er beruhigt und mindert Stress. Einfach mal mit dem Hund und den Kollegen rausgehen anstatt in der Kantine zu hocken. Ich verspreche, Schnitzeltief und Suppenkoma sind Vergangenheit und die Arbeit am Nachmittag geht viel leichter von der Hand.

Was sollten Arbeitgeber beachten, die Bürohunde zulassen möchten?

Wichtig ist natürlich, dass alle Beteiligten sich mit der Situation wohlfühlen. Weder Menschen noch Hunde sollten einfach in die Situation hineingeworfen werden. Wenn ein Unternehmen Bürohunde zulassen möchte, ist eine gute Vorbereitung das A und O für das Gelingen des Projekts. Große Unternehmen wie Amazon oder Google machen es mit ihrer Dog Policy vor. Hier kann ich immer nur dazu raten, sich externe Experten zu holen, die zum einen Vorurteile in Bezug auf Bürohunde abbauen können und von Beginn an helfen, eine für alle entspannte und gesunde Umgebung zu schaffen. Auch Fragen, wie z.B. nach dem Versicherungsschutz, in welche Räume darf der Hund, welche Hunde können zusammen in einem Büro sein u.v.m. können „von außen“ einfacher beantwortet werden. Besser ist es, vorher viele potentielle Situationen zu durchleuchten und Vorkehrungen zu treffen, umso einfacher und unkomplizierter ist dann der Einsatz des Bürohundes.

Haben Sie schon mal Probleme mit Bürohunden erlebt? Wie konnten diese gelöst werden?

Wenn es bei der Einführung von Bürohunden Probleme gab, lag die Ursache eigentlich immer darin, dass die Stimmung im Team schon „angeschlagen“ war und sich nun Mitarbeiter nicht genügend in die Entscheidung einbezogen fühlten. Dies kann dann zu internen Konflikten führen oder dazu, dass bereits vorhandene Konflikte ausbrechen. Wie gesagt rate ich daher bei der kompletten Neueinführung von Bürohunden sehr, sich externe Beratung, z.B. beim Bundesverband Bürohund e.V. zu holen. Alle Beteiligten sollten schon bei der Überlegung mit einbezogen werden, so dass für mögliche sachliche Einwände Lösungen gefunden werden können. Ich habe bisher noch nie erlebt, dass keine Kompromisse möglich waren, wenn die Entscheidung zur Einführung von Bürohunden einmal von allen getroffen war.

Sie unterstützen ehrenamtlich die Arbeit des Bundesverbands Bürohund. Wie kam es dazu?

Ich bin vor einiger Zeit im Internet auf den Bundesverband aufmerksam geworden und das Thema hat mich sofort interessiert. Das intensive und persönliche Engagement von Markus Beyer, dem Vorsitzenden des Bundesverbands hat mich sehr beeindruckt. Da lag das persönliche Einbringen für mich auf der Hand und ich habe bis jetzt jede Minute der Arbeit genossen. Was ist die Zielsetzung des Bundesverbands Bürohund (BVBH)? Die Ziele des BVBH sind in aufbauenden Phasen organisiert: Zunächst informiert der Verband über die Gefahren von arbeitsbedingten psychischen Erkrankungen und die mögliche Hilfe durch die Zulassung von Bürohunden. Hier ist eine viel stärkere Sensibilisierung zum Umgang und den Gefahren beispielsweise zum Thema Burnout notwendig. In der zweiten Phase bereitet der BVBH Unternehmen und Hundehalter auf die erfolgreiche Zulassung von Hunden im Büro vor. Hierfür werden vor allem so genannte Multiplikatoren ausgebildet. Aktuell stehen wir am Beginn der dritten Phase: Gespräche mit Krankenkassen zur monetären Unterstützung von Unternehmen und Hundehaltern mit Bürohund als Präventiv-Maßnahme zur Verhinderung von psychischen Erkrankungen in der Arbeitswelt. Die vierte und letzte Phase wird das politische Engagement sein, um dem Bürohund den Status eines medizinischen Hilfsmittels mit allen Rechten zu geben. Vergleichbares haben wir bereits in den USA beim so genannten „Emotional Dog“.

Haben Sie selber einen Hund, den Sie mit zur Arbeit nehmen?

Ja, ich habe das große Glück, dass mein Hund Douglas, ein Labrador-Golden-Retriever-Mischling, mich bei meiner Arbeit begleitet. Früher als Coachinghund in meiner Praxis und inzwischen bereichert er als Bürohund die Arbeit aller CoWorker in unserem CoWorking Space. Wann immer es möglich ist, nehme ich ihn auch mit zu Besprechungen und zu Kunden, wenn ich im Unternehmen bin. Ich bin immer wieder überrascht, wie positiv die Resonanz auf Douglas ist und wie sehr er meine Arbeit mit Kollegen und Kunden bereichert.

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